Wie viel Strom exportiert Deutschland?

Kein Land der Welt produziert nur so viele Waren, wie es für sich selbst braucht, die meisten Staaten wollen den Überschuss verkaufen. Ganz gleich ob es sich bei diesen Waren um Gemüse, Obst, Kleidung oder Autos handelt, mit dem Export von Waren wird Geld verdient. Deutschland gehört in der Welt zu den Staaten, die sehr viele Dinge verkaufen, unter anderem zum Beispiel auch Autos. Die Bundesrepublik liegt an der Spitze der Staaten, die viel exportieren, und wird deshalb auch Exportweltmeister genannt. Aber nicht nur Autos und landwirtschaftliche Produkte, Technologie und Bekleidung verkauft Deutschland ins Ausland, auch Strom wird dorthin exportiert und das nicht gerade in kleinen Mengen. Wie kommt es, dass Deutschland so viel Strom exportieren kann?

Verbrauchen die Deutschen immer weniger Strom?

Quelle: wikipedia.de

Haushalt Energieverbrauch

Noch vor 50 Jahren hat keiner in Deutschland darauf geachtet, wie viel Strom er tatsächlich im Jahr verbraucht. Die Preise für Stromwaren günstig und die Energieversorger hatten eine Monopolstellung und keine Konkurrenz zu fürchten. Das änderte sich im Laufe der Jahre, besonders als der atomar erzeugte Strom eine immer größere Rolle spielte. Mit dem Atomzeitalter wurde es leicht, Strom in größeren Mengen als bisher zu erzeugen und die Preise blieben zunächst noch moderat. Zu diesem Zeitpunkt machten sich nur die wenigsten Menschen Gedanken darüber, wie man Strom sparen kann. Erst als die Fraktion der Umweltschützer immer größer wurde und auch die Partei der Grünen immer mehr Gehör und vor allen Dingen auch immer mehr Anhänger fand, spielte die Umwelt und alles was mit ihr passiert, eine immer größer werdende Rolle. War es zunächst nur eine Art modischer Trend, grün zu denken und auch zu handeln, so etablierte sich der Schutz der Umwelt immer mehr in den unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen. Waren es zunächst nur junge Leute, die spöttisch als Idealisten, Weltverbesserer und Träumer belächelt wurden, so kamen nach und nach aber auch ältere Menschen auf die Idee, etwas gegen die Umweltverschmutzung und vor allem auch etwas gegen die Atomkraftwerke zu tun. Der Protest beim Bau des Atommeilers in Brokdorf ist dafür das beste Beispiel.

Tschernobyl – die Wende der Energiepolitik

Der GAU im russischen Atomkraftwerk Tschernobyl im Jahre 1986 brachte die Wende, auch was die Energiepolitik anging. Atomkraftwerke, die bis dahin immer als der beste, sauberste und sicherste Stromerzeuger dargestellt worden waren, gerieten nach der Katastrophe immer mehr und immer heftiger in die Kritik. In den Jahren darauf besann man sich wieder auf erneuerbare Energien und die immer weiter steigende Nachfrage nach so genanntem „grünen Strom“ führte langsam aber sicher dazu, dass Deutschland mehr atomaren Strom erzeugt hat, als das Land tatsächlich benötigt. Seit dem Jahr 2002 steigt das Strompotenzial kontinuierlich an und im letzten Jahr wurden schon in den ersten drei Monaten neun Milliarden Kilowattstunden Strom mehr erzeugt, als gebraucht wurden. Dieser Überschuss war der höchste, den es bisher in Deutschland gegeben hat. Und dabei waren die beiden Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel nicht mehr am Netz. Schon damals wurde darüber diskutiert, ob Deutschland tatsächlich so viele Atomkraftwerke benötigt. Wohin also mit dem vielen Strom? Ganz einfach, er wurde einfach in andere Länder exportiert.

Experten haben damals errechnet, dass alleine die alten Atommeiler Biblis A und B, Isar 1, Philippsburg 1, Neckarwestheim und auch Grafenrheinfeld den gesamten Überschuss an Strom produzieren. Würde man diese Meiler alle abschalten, dann wäre immer noch ausreichend Strom vorhanden, um Deutschland ohne Probleme und vor allen Dingen auch ohne Engpässe zu versorgen. Der sagenhaft hohe Überschuss an Strom, der in viele Länder verkauft wird, ist das Ergebnis der immer stärker werdenden, erneuerbaren Energien. In den letzten Jahren hat die Zahl der erneuerbaren Energieprojekte immer weiter zugenommen. Immer mehr Menschen wollen eine echte Alternative zum atomaren Strom und vertrauen dabei auf Wind- und Sonnenenergie. Alleine der Anteil, den Windkraftanlagen überall in der Bundesrepublik an Strom erwirtschaften, betrug im letzten Jahr 10,6 Milliarden Kilowattstunden und das sind gut 3 % mehr als im Jahr 2009. Auch die Photovoltaik Anlagen, die sich immer mehr Hausbesitzer auf ihr Dach montieren lassen, konnten um 30 % gegenüber dem Vorjahr aufholen. Sie liefern mit gerade einmal 0,9 Milliarden Kilowattstunden nicht allzu viel Strom, aber die Nachfrage nach dem Sonnenkraftwerk auf dem Haus- oder Garagendach steigt immer weiter an. Auch die Wasserkraftwerke konnten sich stetig verbessern und legten um 5 % auf 4,4 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2010 zu. Selbst die Energie aus Biomasse stieg von 6,1 Milliarden auf 7,3 Milliarden Kilowattstunden.

Die Frage, ob man überhaupt noch an den Kernkraftwerken festhalten soll, wird immer heftiger und kontroverser diskutiert. Mittlerweile will die Bundesregierung einen schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie in den nächsten zehn Jahren erreichen. Bis dahin werden nicht alle Atommeiler weiterlaufen, aber sie werden trotzdem noch so viel Strom im Überschuss produzieren, dass die Betreiber dieser Meiler den Strom wieder teuer exportieren werden.