Ein erfahrener ehemaliger Topmanager der Strombranche äußert Bedenken in einem offenen Brief hinsichtlich der zukünftigen Strompreise, falls die aktuelle Energiepolitik beibehalten wird.
Roland Farnung (82) verfügt über umfassende Kenntnisse der Energiemärkte und war Vorstandsvorsitzender namhafter Energieunternehmen wie RWE Energie AG und der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG. In einem Gastbeitrag im „Münchner Merkur“ nimmt er die Energiepolitik von Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) kritisch unter die Lupe.
Ein zentraler Aspekt ist Habecks Vorhaben, Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke sowie Gaskraftwerke abzuschaffen, während Atomkraftwerke bereits stillgelegt wurden. Bis zum Jahr 2030 sollen Wind- und Photovoltaikanlagen die wichtigsten Stromerzeuger sein. Jedoch ist Farnung überzeugt, dass diese Anlagen „keine zuverlässige Stromleistung“ liefern können.
Weniger Sonne und Wind sorgt für bedenken
In Zeiten mit wenig Wind und Sonne müsste Strom mithilfe ineffizienter offener Gasturbinen erzeugt werden, die zunächst mit Erdgas und später mit teurem grünem Wasserstoff betrieben werden. All dies würde laut dem Experten so hohe Kosten verursachen, dass der Strom nicht so preisgünstig produziert werden könne, wie es Robert Habeck plane.
Enorme Kosten für Batteriespeicher zur Netzstabilisierung
Zudem weist Farnung auf die enormen Kosten für Batteriespeicher zur Netzstabilisierung hin. Er zweifelt sogar daran, ob dies technisch und wirtschaftlich überhaupt realisierbar ist. Unter Berücksichtigung aller Kosten (Produktion, Reservehaltungen, Transport) schätzt Farnung die Stromerzeugungskosten im Jahr 2030 auf 15 Cent pro Kilowattstunde. Derzeit liegt der Stromerzeugungspreis laut Angaben der Bundesnetzagentur bei 10,3 Cent – was sich insgesamt auf einen Strompreis von etwa 40 Cent pro Kilowattstunde für Haushaltskunden auswirkt. Im Ausland hingegen liegen die Kosten für Stromerzeugung bei nur drei Cent in den USA und bei vier Cent in China – ein Bruchteil dessen, was in Deutschland anfällt.
Der ehemalige Manager fasst seine Bedenken im „Münchner Merkur“ zusammen: „Die derzeit von der Bundesregierung verfolgte Energiepolitik stellt praktisch eine Operation am offenen Herzen der Gesellschaft dar, mit erheblichen Risiken für deutsche Unternehmen und die hier ansässigen Arbeitsplätze.“